Grenzüberschreitende Kulturarbeit und Kunstaustausch in der Fachhochschule Kufstein

8. Juli 2016

Lesezeit: 3 Minute(n)

Die Diskussion stieß im wahrsten Sinne des Wortes auf Grenzen. Auf Einladung der Euregio Inntal trafen sich Kulturschaffende und Kulturverantwortliche in der Fachhochschule Kufstein um über grenzüberschreitende Kulturarbeit und einen Kulturaustausch zu diskutieren. Am Ende der Aussprache stand die Erkenntnis, dass nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die in der Kultur tätigen meist nicht wissen, welche kulturelle Vielfalt auf der jeweils anderen Seite der Grenze angeboten wird.

 

Wie hinderlich so eine Grenze sein kann, schon zu Beginn deutlich. Prof. Monika Kohlhofer, die an der Fachhochschule Kufstein den Studiengang „Sport, Kultur & Event Management“ leitet, berichtete von einer Grenzbarriere im Kopf. Mir fällt auf, sagte sie, dass die Studenten beim Marketing bis Innsbruck denken und in die andere Richtung ist nach zwei Kilometer Schluss. Ich sage ihnen dann immer, denken sie in Regionen, Kultur ist etwas Regionales.Die Euregio , so Prof. Mayr Vizepräsident der Euregio will verbinden , vor allem auch im der Bereich Bildung und Kultur

Grenzbarrieren gibt es aber nicht nur im Kopf. Eine Gruppe österreichischer Künstlerinnen mit einem Atelier in Kiefersfelden berichtete, dass sie keine österreichische Förderung erhalten, weil das Atelier in Bayern ist und in Bayern werden sie nicht unterstützt, weil sie Österreicherinnen sind.

Auch in der Medienlandschaft ist die Grenze sehr präsent. Sowohl Tiroler als auch Bayerische Medien berichten nur selten über die Kulturszene auf der jeweils anderen Seite des Inns. Und die Diskussionsteilnehmer mussten sich eingestehen, dass man sich nicht kennt.

 

Wie es funktionieren kann, zeigen das Stadttheater Kufstein und das Theater Rosenheim, die seit vielen Jahren ein Miteinander pflegen. Der Kulturreferent der Stadt Kufstein Dr. Klaus Reitberger schlug auch deshalb vor, die Grenzen in der Kommunikation zu brechen.

 

Euregio-Präsident Hubert Wildgruber kann sich vorstellen eine Kommunikationsplattform im Internet zu schaffen. Christoph Maier-Gehring, der Kulturreferent des Landkreises Rosenheim bot an, die Veranstaltungen in Kufstein in den Kulturkalender aufzunehmen, der in Stadt und Landkreis Rosenheim alle zwei Monate herausgegeben wird.

 

Geleitet wurde die Diskussion von Markus Aicher, dem Initiator der Musikfilmtage Oberaudorf. Er stellte fest, dass wir Enterhaken einschlagen und in kleinen Projekten zusammenarbeiten müssen. Ähnlich sah es auch der Leiter der Musikschule Kufstein. Er schlug vor kleine Brötchen zu backen, mit dem Kennenlernen im Kleinen ist mehr zu erreichen.

 

Die Euregio Inntal kann diese Entwicklung mit Hilfe der Kleinprojekte im Interreg Bayern –Österreich Programm unterstützen, so Euregio Gf Esther Jennings Allerdings werden die EU -Förderrichtlinien von den Kulturschaffenden oft als Hemmnis empfunden. Viele Kunst Projekte Einzelner können nicht verwirklicht werden, weil die Richtlinien nicht zu stemmen sind. Daher ist es wichtig so Jennings wirtschaftlich starke Projektträger mit Kulturinitiativen zusammen zu bringen – gemeinsam könne so grenzübergreifende Projekte umgesetzt werden.

 

Wie die Kultur Grenzen überwinden kann wurde in der Euregio Veranstaltung an mehreren konkreten Beispielen deutlich. Die Bozener Filmtage feierten in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Festivalleiterin Helene Christanell stellte das kulturelle Erfolgsprojekt an der deutsch-italienischen Sprachgrenze vor. Die Bilder der Künstlerin Kathrin Stumreich beschäftigten sich mit dem Thema  Grenzen der Wahrnehmung. Hage Hein, der Manager von Hubert von Goisern berichtete über verschiedene Reisen des Künstlers. Unter anderem stellte er dessen „Linz-Europa-Tour“ vor. In den Jahren 2007 bis 2009 war von Goisern mit einem Schiff, auf dem einen zusammenklappbare Musikbühne installiert war, über 3.000 Kilometer auf der Donau unterwegs. Der österreichische Künstler besuchte mit seiner Band 13 Länder und gab, unterstützt von heimischen Musikern, Konzerte. Abschließend stellte Marco Russo das Künstlerkollektiv „columbosnext“ aus Innsbruck vor. Das Innsbrucker Kollektiv „columbosnext“ wurde vor über 10 Jahren mit dem Ziel gegründet, brach gelegene urbane Orte künstlerisch und kulturell zu gestalten. Inzwischen sind immer wieder neue Mitglieder hinzu gekommen, andere wiederum haben ihre Tätigkeiten zurück gelegt. Neben dem Bau architektonischer Objekte (z. B.  Skulturen im öffentlichen Raum, Freiluftbühnen für das „Heart of Noise Festival“) ist columbosnext auch im musikalischen (Verschubu Records) Beteich sowie in diversen künstlerischen Ausdrucksformen tätig. Informationen: www.columbosnext.com. Kultur heißt kultivieren, sagte Marco Russo, also rausgehen und machen.

Weitere Beiträge zu diesem Thema…