15 Jahre Euregio Inntal, Jubiläumsfeier in Erl wurde zum Plädoyer für ein gemeinsames Europa
Trotz aller Erfolge in der Vergangenheit, die Zukunft bleibt spannend für die Euregio Inntal-Chiemsee-Kaisergebirge-Mangfalltal. Die Feier zum 15-jährigen Jubiläum wurde nicht nur genutzt, bisher Erreichtes zu feiern. Die Verantwortlichen sehen in der Euregio einen wichtigen Baustein für Europas Zukunft. Euregio-Präsident Professor Walter J. Mayr forderte eine gemeinsame, grenzüberschreitende Regionalpolitik, nur sie könne Hindernisse überwinden.
In seiner Begrüßung sagte Professor Mayr, unsere Euregio sei zu einer wichtigen Drehscheibe für Sicherheit, Verkehr, Umwelt, Wirtschaft, Kultur und Bildung geworden. In der aktuellen Mautde-batte sieht er einen Beleg für die Akzeptanz der Euregio in der Gesellschaft. Mayr forderte dazu auf, weiter an der Gestaltung der Zukunft zu arbeiten. Hochwasserschutz, Raumplanung, Verkehrslenkung und öffentliche Mobilität hörten nicht an den Staatsgrenzen auf, sondern ließen sich grenzüberschreitend lösen.
Präsident Mayr erinnerte an die Anfänge des vereinten Europas mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Jahr 1952 und an die erste erfolgreiche Euregio im deutsch-niederländischen Grenzraum. Die deutsche Wiedervereinigung 1989 beschrieb Mayr auch als Be-freiungsschlag für die ost- und südosteuropäischen Staaten von der kommunistischen Ordnung. Die Europäische Union sei eine beispiellose Erfolgsgeschichte und seit ihrer Gründung ein Garant für Frieden und Sicherheit.
Mayr übte aber auch Kritik, beispielsweise an der fehlenden Bereitschaft der Spitzenpolitiker, euro-päische vor nationalen Interessen zu stellen oder an der zunehmenden „Ferne“ der Europäischen Union zu den Bürgern. Die Euregio müsse dem im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegenwirken, um weiterhin Frieden, eine wachsende Wirtschaft, Wohlstand und soziale Sicherheit für unsere Bürger zu erhalten, so Mayr.
Auch für Rosenheims Landrat Josef Neiderhell kann die Euregio einen wesentlichen Beitrag für ein geglücktes Europa leisten. Neiderhell nahm die Bevölkerung beidseits der Grenze in die Pflicht: Es liege an uns, die gute Nachbarschaft zu hegen und zu pflegen. Der Landrat sieht gute Vorausset-zungen dafür und begründete dies mit dem Wegfall der Grenzkontrollen, der Einführung des Euros als einheitliche Währung und der gemeinsamen Sprache.
Die Euregio hat aus Sicht Neiderhells viel geleistet, denn die zahlreichen Projekte hätte es ohne sie nicht gegeben. Als Beispiele nannte er die Rosenheimer Hagelflieger, in deren Einsatzgebiet seit dem Jahr 2000 auch 17 Gemeinden aus dem Unterinntal liegen, das Informations- und Kommunika-tionsprojekt netIT, das aus einer Zusammenarbeit der Fachhochschulen Kufstein und Rosenheim heraus entstand oder eine dreitägige Konferenz, die im kommenden Jahr rund 300 Jugendliche aus dem Landkreis Rosenheim und aus den Tiroler Bezirken Kufstein und Kitzbühel miteinander ins Gespräch bringen will mit dem Ziel, sie in die Lage zu versetzen, sich in politische Beteiligungs-prozesse einmischen zu können.
Das Premierenhaus in Erl war nicht ohne Grund als Ort der Jubiläumsfeier gewählt worden. Am 23. November 1998, fast auf den Tag genau vor 15 Jahren, fand in der Passionsspielgemeinde die kon-stituierende Sitzung der Euregio statt. Die Gründungsmitglieder, 34 aus Bayern und 28 aus Tirol, wählten den damaligen Kufsteiner Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Walter Philipp zum 1. Präsidenten. Die neugegründete Organisation startete laut und spektakulär. Eine Rockoper wurde live vom Lok-schuppen in Rosenheim auf die Festung in Kufstein übertragen. Dieses Projekt konnte nur verwirk-licht werden, weil es zwischen den Fachhochschulen Kufstein und Rosenheim eine neue Datenver-bindung gab. Die Übertragung erfolgte mit der damals sehr beeindruckenden Geschwindigkeit von zwei MB pro Sekunde.