Nahverkehr überwindet Grenzen – Zweiter Euregio-Inntal-ÖPNV-Gipfel in Oberaudorf bringt Bayern und Tirol an einen Tisch

4. November 2025

Lesezeit: 4 Minute(n)

Am 30. Oktober 2025 fand im Kursaal Oberaudorf der zweite Euregio-Inntal-ÖPNV-Gipfel statt. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Verkehrsbetrieben, Tourismusverbänden und Fachinstitutionen kamen zusammen, um sich über die grenzüberschreitende Mobilität im bayerisch-tirolerischen Grenzgebiet auszutauschen und aktuelle Entwicklungen im öffentlichen Verkehr zu diskutieren.
Euregio-Inntal-Präsidentin Barbara Schwaighofer zeigte sich in ihrer Begrüßung erfreut über das große Interesse und erinnerte daran, dass dieses Format erstmals im vergangenen Jahr in der Stadt Wörgl stattgefunden hatte. Diesmal mit noch mehr Teilnehmenden! „Mit Veranstaltungen wie dieser können wir die Zusammenarbeit zwischen politischen Vertretern und Fachstellen noch enger gestalten“, betonte Präsidentin Schwaighofer.
Unter den Gästen befanden sich hochrangige Vertreter, darunter Mobilitätslandesrat René Zumtobel (Land Tirol), Landrat Otto Lederer (Landkreis Rosenheim), Oberbürgermeister und Euregio-Vizepräsident Andreas März (Stadt Rosenheim), Ministerialrat Arne Kuder (Referatsleiter ÖPNV-Bayerisches Staatsministerium für Verkehr) sowie Herbert Haberl, stellvertretender Bezirkshauptmann von Kufstein. Auch zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Grenzgemeinden sowie Vertreter der Verkehrsverbünde, Mobilitätsabteilungen, Tourismusverbände und anderer Institutionen nahmen teil.
Hausherr und Gastgeber, 1. Bürgermeister von Oberaudorf Matthias Bernhard, hob in seinen Worten die Bedeutung des ÖPNV für Oberaudorf und das gesamte Inntal hervor: Durch die Integration der Bahnhöfe Oberaudorf und Kiefersfelden in das KlimaTicket Tirol ist mit Unterstützung vieler von Land Tirol, dem Landkreis und Euregio Inntal ein großer, länderübergreifender Wurf gelungen, der sich nun deutlich in steigenden Fahrgastzahlen widerspiegelt. Wir sehen an diesem Beispiel, dass die Bürgerinnen und Bürger einen ÖPNV brauchen, der sich an ihrer Lebensrealität orientiert – nicht an Ländergrenzen.“
Der Tiroler Mobilitätslandesrat René Zumtobel betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des regionalen Engagements. „Mobilität endet nicht an Grenzen! Wesentlich bei grenzüberschreitenden Öffi-Angeboten sind unsere Partner in der Region, die in enger Zusammenarbeit Ideen konkrete Lösungen erarbeiten und am Ende auch attraktive Angebote für die Menschen in den Grenzregionen schaffen. Die Euregio Inntal ist Teil dieser vertrauensvollen Partnerschaft und wird uns auch bei den weiteren Vorhaben unterstützen, um Tirol und Bayern bei den Öffi-Angeboten noch enger zu vernetzen,“ so Landesrat Zumtobel.
Landrat Otto Lederer verwies auf die erfolgreiche Erweiterung des Klimatickets bis nach Oberaudorf als ersten wichtigen Schritt. „Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf allen Ebenen ist entscheidend, um den ÖPNV im Inntal weiter zu verbessern. Wenn wir Mobilität neu und gesamtheitlich denken, haben wir die Chance, eine echte Verlagerung zu erwirken sowie die hohe Lebensqualität in unserer Region und die Arbeitsplätze zu sichern“, sagte Landrat Lederer
Der Rosenheimer Oberbürgermeister und Euregio Vizepräsident Andreas März ergänzte: „Es freut mich sehr, dass eine so hochkarätige Veranstaltung im Rahmen der Euregio Inntal stattfindet. Gerade das gute Vernetzen und Miteinander über die Grenzen hinweg ist wichtig, um auch in finanziell oft schwierigen Zeiten das Beste für den ÖPNV in unserer Region herauszuholen.“
Fachimpulse aus Bayern und Tirol: Von der Mobilität im Tourismus bis zur Verkehrswende
Nach den Grußworten folgten acht Fachimpulse von Expertinnen und Experten aus Bayern und Tirol, die das Thema Mobilität aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten:
Jelle Mertens von der Abteilung Mobilitätsplanung des Landes Tirol sprach zum Thema „Mobilität im Tiroler Tourismus: Wege, Erfolge und gemeinsame Zukunft“. Er zeigte auf, wie eng Tourismus und Mobilitätsplanung miteinander verknüpft sind, welche Herausforderungen der steigende Verkehr in Tourismusregionen mit sich bringt und wie gemeinsame Projekte in der Euregio helfen können, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Martin Aerzbäck, Mobilitätsbeauftragter am Landratsamt Rosenheim, stellte den Alpenbus, eine attraktive MVV-Expressbuslinie, vor. Diese verbindet die Landkreise und wurde von den Teilnehmenden als gelungenes Beispiel für eine funktionierende Kooperation zwischen Landkreisen und Tirol gewürdigt.
Manuel Tschenet, Geschäftsführer von Kufstein Mobil, präsentierte im Rahmen seines Vortrags „Grenzüberschreitendes Mobilitätsmanagement Bayern–Tirol“ die Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Tirol und Bayern und stellte den neuen Koordinator für grenzüberschreitende Mobilitätsplanung, Oliver Kirchner, vor. Mit dieser Position gibt es nun erstmals eine zentrale Ansprechperson für alle grenzüberschreitenden Anliegen im ÖPNV.
Markus Haller, Prokurist des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV), informierte über die aktuellen Entwicklungen im MVV und die Ausweitung von Tarifstrukturen und Liniennetzen. Er erläuterte, welche Schnittstellen zur Euregio bestehen und wie grenzüberschreitende Verbindungen künftig noch besser integriert werden können.
Michael Bürger von der Abteilung Mobilitätsplanung des Landes Tirol widmete sich der Mobilität in der EU-Alpenraumstrategie (EUSALP) und stellte Projekte vor, die Tirol als Co-Lead der Arbeitsgruppe AG4 verantwortet. Bürger wies auf die kommende EUSALP-Mobilitätskonferenz am 27. November 2025 in Innsbruck hin -diese zielt darauf ab, nachhaltige Mobilitätslösungen für die Alpenregion zu diskutieren.
Nach einer kurzen Pause mit Gelegenheit zum Austausch erläuterte Sebastian Schallinger, Sachgebietsleiter Mobilität am Landratsamt Traunstein, die On-Demand-Verkehre im Landkreis Traunstein und zeigte, wie flexible, digitale Mobilitätslösungen den klassischen Linienverkehr sinnvoll ergänzen können.
Rainer Fantur vom Verkehrsverbund Tirol (VVT) stellte die Ergebnisse einer Analyse der VVT-Stammkunden im Euregio Inntal Raum vor und gab spannende Einblicke in das Nutzungsverhalten von PendlerInnen im Grenzraum.
Gerd Weibezahl vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sprach zum Thema „Verkehrswende im Spannungsfeld zwischen rationaler Notwendigkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz“.
Stefanie Grüneis vom Logistik-Kompetenz-Zentrum (LKZ) Prien stellte innovative smarte Mobilitätslösungen für Unternehmen vor, die den betrieblichen Verkehr nachhaltiger und effizienter gestalten sollen. Auch hier ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig -Kommunen, Betriebe und andere VertreterInnen in der Region müssen hier zusammenarbeiten-dann ist vieles möglich.
Weiters präsentierte Prof. Wiebke Michalk von der Technischen Hochschule Rosenheim das aktuelle Forschungsprojekt DUnaMoT, welches Mobilitätsverhalten von Touristinnen und Touristen im
Grenzraum untersucht. Ziel ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, wie Urlaubsgäste zu einer klimafreundlicheren Mobilität bewegt werden können.
Euregio-Inntal-Geschäftsführerin Esther Jennings bedankte sich abschließend bei allen Referentinnen und Referenten für ihre Beiträge sowie bei den politischen Vertretern und Kooperationspartnern für die stets gute Zusammenarbeit: Ein großer Dank ergeht auch an die Sponsoren die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling und meine Volksbank Raiffeisenbank eG und an die Gemeinde Oberaudorf, welche diese Veranstaltung ermöglicht haben.
„Die zahlreichen Fachinputs und die hervorragende Zusammenarbeit auf allen Ebenen zeigen, wie groß das gemeinsame Engagement für einen starken, grenzüberschreitenden ÖPNV ist“, so Geschäftsführerin Jennings.
Der nächste Euregio ÖPNV-Gipfel wird 2026 in Tirol stattfinden
Die Veranstaltung wurde auch vom Europe-Direct-Tirol Team begleitet, das mit gutem Kaffee und informativen Gesprächen vor Ort nicht nur mit den Teilnehmenden, sondern auch mit vorbeigehenden Passanten über die EU ins Gespräch kam.

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